Page 7 - Stadtwerke Stade - Stader Brise 04-2016
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IM GESPRÄCH


       werb der Regionen ein falsches   Sie treten ebenso für eine ver-  vor zwei Jahren angefangen. Als   re Dinge vor. Radtouren waren
       Signal, diese Verkehrsinfrastruk-  besserte Anbindung des Stadt-  Jugendlicher habe ich Handball   in  diesem  Sommer  bisher  eher
       tur nicht zu nutzen, um weitere   hafens an die Altstadt ein – was   gespielt,  aber  jetzt  ist  mir  das   Mangelware.
       Unternehmen  bei  uns  anzusie-  schwebt Ihnen da vor?  Verletzungsrisiko  zu  groß.  Ich
       deln.                      Ich  habe  da  wie  beim  Pferde-  muss etwas mit dem Ball zu tun   Was machen Sie, wenn Sie nicht
                                  markt  keine  konkrete  Planung.   haben wie Basketball, Volleyball   im Rathaus sind oder im Fahr-
       So wollen Sie auch die magische   Der Stadthafen ist der einzige Be-  oder  eben  Badminton.  Joggen,   radsattel sitzen?
       Grenze von 50.000 Einwohnern   reich der Hansestadt, wo der ma-  Schwimmen,  Radfahren  –  das   Lesen, lesen, lesen – quer Beet.
       knacken?                   ritime Charakter Stades ablesbar   geht gar nicht. Ich brauche Ab-  Krimis weniger, aber ansonsten
       Wenn es uns gelingt, weitere Ge-  ist. Die neue Hafenvorstadt mit   wechslung.    alles. Derzeit lese ich das Buch
       biete  für  Gewerbe  und  Indust-  der  modernen  Architektur  und                „Unterwerfung“  von  Michel
       rie  zu  entwickeln,  dann  sollen   der Yachthafen strahlen mariti-  Dennoch sind Sie viel mit dem   Houellebecq, das die Islamisie-
       die  Mitarbeiter  auch  in  Stade   mes Flair aus – das ist wunderbar.   Rad unterwegs?  rung in Frankreich thematisiert
       wohnen und hier ihre Kauf- und   Die andere Seite ist nur ein Stell-  Ich fahre immer mit dem Rad zur
       Steuerkraft lassen. Der Weg für   platz. Wir brauchen unbestritten   Arbeit. Auch die Einkäufe erle-  Dann digital oder gedruckt?
       weiteren Wohlstand in der Stadt   Stellplätze,  aber  dieser  Bereich   digen wir mit dem Fahrrad. Das   Ich  lese  Bücher.  Ich  muss  ein
       geht über Unternehmen, Arbeits-  als Bindeglied zwischen Altstadt   Auto nutzen wir nur ganz selten.  Buch  in  den  Händen  halten,
       plätze,  Steuern  und  Bewohner.   und Hafen wird suboptimal ge-                  möchte umblättern und das Pa-
       Wenn wir diesen Weg nicht ge-  nutzt. Mich persönlich stört es.  Haben Sie denn Stade und   pier spüren. Ich habe mir mal ei-
       hen, werden wir abgehängt.                            Umgebung schon mit dem Rad   nen E-Book-Reader ausgeliehen,
                                  Haben Sie da Ideen?        entdeckt?                   aber  das  geht  nicht.  So  ist  das
       Sie haben in einem Interview an-  Das könnte im Kleinen anfangen,   Ich  habe  insgesamt  die  Region   auch bei der Zeitung – ich brau-
       gekündigt, 2020 wird der Pfer-  indem dort eine Fischbude steht.   noch nicht in dem Maße erobert,   che dieses Gefühl in den Händen
       demarkt ganz anders aussehen   Möglich  ist  auch  Gastronomie,   wie ich es mir vorgestellt habe.   und den Geruch.
       – wie wird er aussehen?    die gezielt die Lage am Wasser   Gerade am Wochenende haben
       Es ist mein Wunsch, dass der Pfer-  aufgreift und den maritimen Cha-  wir mit der Familie viele ande-  Vielen Dank für das Gespräch!
       demarkt saniert wird. Natürlich   rakter erlebbar macht. Ob es so-
       entscheidet der neue Rat darüber   weit geht, sei dahin gestellt. Aber
       – auch mit Blick auf die finan-  der Rat wird über eine mögliche
       zielle  Situation.  Als  geeignetes   Veränderung entscheiden. Dann
       Planungsinstrument schwebt mir   müssen wir auch den Übergang
       die Auslobung eines freiraumpla-  zur Altstadt überdenken, weil die
       nerischen  Realisierungswettbe-  Wege in die Altstadt teils wenig
       werbs auf Grundlage klar defi-  attraktiv sind.
       nierter Rahmenbedingungen vor.
       Wie steht es um den Busverkehr?  Gut bürgerlich statt maritim ist
       Der  Pferdemarkt  ist  mit  seiner   der Stadtteil Kopenkamp. Wa-
       Lage  ein  Juwel.  Da  stellt  sich   rum ziehen Sie Ende des Jahres
       die  Frage:  Muss  der  gesamte   dort hin?
       ÖPNV  über  den  Platz  abgewi-  Wir wollten in einen gewachse-
       ckelt werden oder kann er nicht   nen  Stadtteil  ziehen,  wo  schon
       viel  schöner  genutzt  werden,   alles da ist. Wir möchten in der
       wie  etwa  für  eine  Erweiterung   Stadt  und  nah  an  unserem  Ar-
       des Wochenmarktes oder andere   beitsstandort wohnen, um alles
       Veranstaltungen. Die große Sorge   mit dem Rad abdecken zu kön-
       insbesondere auch älterer Men-  nen. Auch die Kinder sollen zu
       schen ist, bei einer Verlagerung   Fuß oder mit dem Rad zur Schule
       des ÖPNV in die Stockhausstra-  kommen können. Eine Bestand-
       ße  und  Inselstraße  abgehängt   simmobilie haben wir nicht ge-
       zu  werden.  Ein  berechtigter   funden, also ist es ein Neubau
       Einwand.  Wir  müssen  prüfen,   geworden.
       wie der Höhenunterschied etwa
       durch  Fahrstühle  überwunden   Sind Sie bei einem Verein für
       werden  kann.  Der  Umbau  der   Badminton fündig geworden?
       Stockhausstraße im kommenden   Die ganze Familie ist beim VfL
       Jahr soll lediglich eine Verlage-  angemeldet. Ich habe jetzt auch
       rung des ÖPNV ermöglichen. In-  eine Truppe, mit der ich Badmin-
       wiefern eine solche Verlagerung   ton spiele.
       auch tatsächlich folgt, muss der
       Rat zu gegebener Zeit entschei-  Warum spielen Sie Badminton
       den.                       – das ist nicht gerade die popu-  Offen und kommunikativ ist Lars Kolk – auf Fotos wirkt der neue Stadtbaurat
                                  lärste Sportart?           hingegen zuweilen etwas ernst. Der 44-Jährige räumt ein: „Ich bin nicht
                                  Ich bin Einsteiger. Ich habe erst   fotogen.“ Foto Dede
                                                                             STADERBRISE     FREIZEIT  ·  KULTUR   ·  ENERGIE  ·  UMWELT    7
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