Page 7 - Stadtwerke Stade - Stader Brise 02-2017
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IM GESPRÄCH

       wissen,  wann  sie  wieder  kom-  wir  präsent.  Meine  Kernzeiten   durchsetzen. Ich bin der Hafen-  habe ich dann beim Gratulieren
       men müssen.                sind  von  9.30  bis  11  und  von   meister. Das Klönen gehört aber   übergeben. Nach dem einen Glas
                                  15.30  bis  17  Uhr.  Dann  richte   natürlich auch dazu. Man glaubt   Sekt habe ich das Boot wieder
       Was ist das Besondere      ich mich nach den Gezeiten. Bei   gar nicht, was man da alles hört.  verlassen.
       am Stader Hafen?           Hochwasser bin ich tagsüber fast
       Unser Hauptpfund ist, dass wir   immer da. Wir müssen eigentlich   Was denn?      Sind Sie ein strenger
       fußläufig sind. Die Schiffe sind   da sein, wenn Betrieb ist. Sams-  Da sitzt zum Beispiel ein Gast   Hafenmeister?
       mitten in der Stadt – die Altstadt   tags können das auch mal acht   bei mir und heult sich aus, weil   Ich mache klare Ansagen und gebe
       ist  unmittelbar  erreichbar.  So   Stunden sein. Freitagabend kann   seine Frau weg gelaufen ist. Kurz   jedem eine Chance. Es kommen
       einen Hafen finden sie fast nir-  es auch mal 21 Uhr werden. Lie-  vorher waren sie noch gemein-  zum Beispiel regelmäßig Jugend-
       gends. Familien gehen ins Kino   geplätze zuweisen und Hafengeld   sam  in  Stade.  Oder  eine  Frau   kutter. Das sind Segelschiffe von
       oder bowlen. Auch Vereinsgrup-  kassieren sind die Hauptaufga-  beklagt, dass sie Streit mit ihrer   Vereinen, mit denen Jugendliche
       pen  steuern  uns  an.  Bei  den   ben. Ich schreibe jedes Schiff auf.   Tochter hat und nicht mehr mit   fahren dürfen. Die haben keine
       Motorbooten heißt das An- und   Wir sammeln auch Müll auf. Die   ihr spricht. Ich bin wie ein Pastor,   Kajüte, sondern über dem Baum
       Abschippern,  bei  den  Seglern   Straße direkt an der Spundwand   aber  weit  genug  von  zu  Hause   liegt eine Plane, darunter schla-
       An- und Absegeln. Dann kom-  gehört  den  Stadtwerken  Stade,   weg, dass nichts in der Heimat   fen sie. Wenn die anlegen, sage
       men die mit zehn, zwölf Booten   der Kommandantendeich gehört   ankommt. Wenn schlechtes Wet-  ich:  „Über  Hafengeld  sprechen
       und genießen die Nähe zur Alt-  der Stadt. Wir sorgen einfach für   ter ist, haben die Gäste Langewei-  wir morgen früh. Guckt Euch den
       stadt  mit  den  Restaurants  und   Ordnung und sind Mädchen für   le und sitzen bei mir und klönen.  Steg an. Wenn Ihr ablegt, sieht
       Geschäften.                alles. Ich gebe Auskunft, wo die                       der genauso aus. Und wehe ich
       Die  Nähe  zur  Innenstadt  birgt   Gäste  was  finden.  Ich  möchte,   Feiern Sie auch mal mit?  bekomme morgen Beschwerden,
       aber auch Unannehmlichkeiten.   dass sich die Lieger wohlfühlen.  Ich  werde  immer  mal  wieder   dann zahlt Ihr das Doppelte.“ In
       Vandalismus ist ein Problem. Der                      eingeladen,  doch  das  mache   anderen  Häfen  müssen  die  Ju-
       Hafen ist wegen seiner Lage im   Langweilig wird es dabei   ich  nicht.  Ich  trinke  mal  eine   gendkutter kein Hafengeld zah-
       Vergleich zu anderen wenig ge-  sicherlich nicht?     Tasse Kaffee mit, aber ich kann   len,  in  unserer  Hafenordnung
       schützt. Freitags und sonnabends   Nein! Man kennt sich. Das hat   nicht  erst  ein  Bier  mittrinken   steht das nicht drin. Ein Mal habe
       hinterlassen Passanten viel Müll.   Vor-  und  Nachteile.  Wenige   und  einige  Stunden  später  sa-  ich einen Verein kontaktiert, dass
       Manchmal sind sogar Flaschen   Stammgäste versuchen, sich ei-  gen: „Hier ist jetzt Ruhe!“ Das   die Jugendlichen in der laufen-
       an  die  Schiffe  geflogen.  Früher   niges rauszunehmen. Manchmal   verträgt sich nicht. Ein einziges   den Saison nicht mehr im Stader
       waren die Sanitäranlagen offen   gibt es Diskussionen um den Lie-  Mal habe ich ein Glas Sekt an   Hafen  willkommen  sind.  Sonst
       zugänglich, da bekamen die Da-  geplatz. Alle möchten direkt am   Bord mitgetrunken. Drei Schiffe   mache ich mich als Hafenmeister
       men  Besuch  oder  zerbrochene   Steg  liegen  und  nicht  im  Päck-  lagen nebeneinander. Eine Frau   unglaubwürdig. So etwas spricht
       Flaschen  lagen  auf  dem  Fuß-  chen. Doch der eine ist gehbehin-  hatte Geburtstag, feierte mit den   sich auch rum. Der Stader Hafen
       boden.  Jetzt  sind  elektrische   dert, die nächsten haben kleine   anderen  Paaren  und  lud  mich   ist für seine tolle Lage, aber auch
       Tastenschlösser  an  den  Türen.   Kinder und einen Kinderwagen   ein. Da bin ich zu den Damen-  für die Sauberkeit bekannt.
       Die Gastlieger bekommen einen   dabei, der dritte hat einen Hund.   toiletten gegangen und habe mir
       Code und erhalten so Zugang.   Da  muss  man  sich  schon  mal   dort eine Rose genommen. Die   Vielen Dank für das Gespräch!


       So ist auch eine besondere
       Aufmerksamkeit geschützt.
       Das stimmt. Wir haben auf den
       Damentoiletten auf den beiden
       Ablagen unter den Spiegeln im-
       mer jeweils eine gelbe Rose ste-
       hen. Das hat mal mein Kollege
       Olf von Kroge eingeführt – eine
       schöne Tradition.
       Woher kommen die Damen, die
       sich über die Rosen freuen?
       Wir  begrüßen  viele  Stammgäs-
       te. 80 Prozent kennen wir. Wir
       haben viele Gäste aus der Wils-
       ter Gegend, aus der Pinnau und
       Krückau.  Aber  auch  internati-
       onale Schiffe laufen den Hafen
       an:  Niederländer,  Dänen  und
       Schweden,  selten  andere  wie
       etwa Engländer.
       Wie sieht ein normaler
       Arbeitsalltag aus?         Bald hisst Hafenmeister Siegfried Spenna wieder die Flaggen im Stader Stadthafen. Bis Mitte Oktober dauert die
       Morgens  und  nachmittags  sind   Saison. An guten Wochenenden steuern bis zu 100 Schiffe den Hafen an. Foto Dede

                                                                             STADERBRISE     FREIZEIT  ·  KULTUR   ·  ENERGIE  ·  UMWELT    7
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