Page 5 - Stadtwerke Stade - Stader Brise - Juni / Juli / August 2025

IM GESPRÄCH

ten, uns nicht ständig triggern Stader Brise: Und das Publi- musste noch mal bestellen!
lassen und einfach mehr leben. kum? Ist das eher Ihr Alters- (lacht)
segment?
Stader Brise: Mit dem Wissen Elke Winter: Ganz gemischt. Stader Brise: Also Humor ist
von heute noch mal jung sein, Auch jüngere Menschen kom- definitiv Ihr Jungbrunnen?
das wär's doch. Oder? men – und die feiern es! Ich Elke Winter: Ja, und meine
Elke Winter: (lacht) Das sag- erzähle viel aus meinem Leben, Hunde. Ich bin viel draußen
ten unsere Eltern und Groß- mit einem Augenzwinkern. Zum unterwegs. Sport? Eher nicht.
eltern auch schon immer. Aber Beispiel über eine sehr spezielle Ich bin da eher der Wechseljah-
genau darum geht’s. Man hat Vorsorgeuntersuchung … re-Body-Typ – im Sommer kur-
zwei Möglichkeiten: Entweder vig, im Winter rank und schlank.
man rennt traurig von einer Vor- Stader Brise: Erzählen Sie! Ich lebe quasi auf der falschen
sorgeuntersuchung zur nächs- Elke Winter: Ich war beim Erdhalbkugel! (lacht)
ten – in Beige natürlich – oder Hautarzt, der meinte: „Letztes
man sagt: „Auf ins Leben!“ Und Jahr war hier doch noch ein Le- Stader Brise: Was ist an Ihrem
zieht das an, was einem gefällt, berfleck!“ Und ich: „Moment…“ neuen Programm anders als Elke Winter: Ja – ausgerechnet
ganz egal, ob das jetzt „alters- – dann demonstriere ich es auf früher? der über den Tod. Ich hatte zu-
gerecht“ ist oder nicht. der Bühne: Ziehen, schieben, Elke Winter: Es ist viel per- erst Bedenken, aber das Publi-
heben – da war er! (lacht) sönlicher. Früher habe ich viele kum liebt ihn. Sie klatschen mit,
Stader Brise: Also lieber Glitzer Witze adaptiert – heute erzähle wollen den Song runterladen.
als Grau – und dabei voll im Hier Stader Brise: Herrlich! Haben ich echte Geschichten aus mei-
und Jetzt. Aber Hand aufs Herz: Sie noch ein Beispiel? nem Leben. Und: Alles ist auf Stader Brise: Sie sind auch
Kommt man da überhaupt noch Elke Winter: Klar. Bei McDo- Deutsch. 85 Prozent der Songs im Fernsehen zu sehen – trotz
hinterher bei all dem, was sich nald’s stand eine gestresste wurden für mich geschrieben – Ihres Alters! Wie kam es dazu?
verändert? Mutter hinter mir. Drei Kinder, mit aktuellen Themen, ironisch, Elke Winter: Ganz verrückt. Ich
Elke Winter: Ganz genau. Wir alle mussten irgendwohin – aber sehr musikalisch. Ich war hatte das Fernsehen eigentlich
haben wirklich sehr viele Ent- Ballett, Klavier, Hockey. Sie hat unsicher, wie ein rein deutsches abgeschrieben – das Alter, Sie
wicklungen mitgemacht: Vom mich fast weggedrückt. Also Musikprogramm ankommen wissen ... Und plötzlich ruft der
Farbfernseher bis zur KI. Das ist habe ich gesagt: „Ich lade mei- würde – aber es funktioniert Hessische Rundfunk an und
doch faszinierend! Nur manch- ne Schwester mit ihren Kindern großartig. Die Leute feiern es! gibt mir die Moderation für
mal denke ich: Muss ich mich ein.“ – hab alles bezahlt – und „Rosa Wölkchen“ – eine der
jetzt auch noch mit dem ganzen dann gesagt: „Geben Sie mir Stader Brise: Gibt’s denn einen erfolgreichsten queeren Kar-
neuen Kram beschäftigen? bitte auch ihre Tüte, wir tref- Song, der besonders gut an- nevalssendungen. Mit über 50!
fen uns draußen.“ – die Dame kommt? Man soll halt nie aufgeben.
Stader Brise: Ja, es ist schnell-
lebig geworden. Stader Brise: Großartig. Zum
Elke Winter: Früher hatten wir © Markus Richter Schluss noch: Was würden Sie
drei Programme, heute hast du Ihrem 18-jährigen Ich heute
1000 Informationsquellen. Alles sagen?
ist sofort verfügbar. Aber echte Elke Winter: Hab Geduld.
Auseinandersetzung? Die fehlt Informiere dich umfassend –
oft. Die Jugend will alles sofort auch politisch. Und lerne, mit-
– wie beim Klimawandel, bei einander zu sprechen – wirk-
sozialen Themen. Verstehen Sie lich zu sprechen, nicht nur per
mich nicht falsch – ich bin für Whats-App. Kommunikation ist
all das. Aber manches braucht das A und O. Und: Lebe. Warte
eben auch Zeit. Genau wie Ver- nicht auf später. Später kommt
änderungen in der Gesellschaft. vielleicht nie.
Ich habe das Gefühl, wir waren
in den 90ern teilweise schon Stader Brise: Danke, Elke Winter,
weiter als heute. für dieses nette und offene Ge-
spräch!
Stader Brise: Inwiefern?
Elke Winter: Na ja, damals sind
wir für Schwulenrechte auf die
Straße gegangen. Heute wird
vieles nur noch online „akti-
vistisch“ begleitet. Und dabei
geht es oft um Likes, nicht um
echten Einsatz. Auch da will ich
mit meinem Programm einen
Spiegel vorhalten – humorvoll,
aber ehrlich.

STADERBRISE | 5